Simson Werke in Suhl
Die Geschichte des Simson-Werkes begann Mitte des 18.Jahrhunderts, als die Gebrüder Simson mit der Herstellung von Stich-und Feuerwaffen begannen. Im Jahre 1896 kam es zur Produktionaufnahme von luftbereiften Fahrrädern und ab 1908 wurde der erste 4-Zylinder PKW gebaut. Zu diesem Zeitpunkt wurden schon 1500 Arbeiter beschäftigt. 1924 kam es zum Serienanlauf der PKW-Modellreihe Simson-Supra, die aber 1934 wegen starken Rückganges eingestellt wurde.
Nach der Machtübernahme Hitlers setzte die Judenverfolgung ein und die Besitzer wurden enteignet. Durch Angliederung weiterer Werke entstanden die „Berliner-Suhler-Waffen- und Fahrzeugwerke“ (BSW). Ab 1936 lief das erste motorisierte Zweirad vom Band, die BSW 100. Doch mit Beginn des 2.Weltkrieges hatte die Waffenproduktion Vorrang. Die einschneidenste Folge nach Kriegsende war die Demontage der Maschinen und Einrichtungen sowie die teilweise Zerstörung des als Rüstungsbetriebes eingestuften Werkes.
Nach dem Kriege wurde 1947 das Werk in die sowjetische „SAG AWTOWELO“ eingegliedert. 1948 wurde der Befehl zur Entwicklung eines 250ccm Motorrades gegeben. Am 1.Mai 1950 konnte eine Nullserie von 25 Motorrädern, AWO 425, übergeben werden. Parallel zur AWO 425 entwickelten die Suhler Ingenieure ein sportliches Modell, die AWO 425 Sport. Im Zeitraum von 1950-1961 wurden in Suhl 124 000 AWO 425 gefertigt und von 1956-1961 annähernd 85 000 AWO 425 Sport. Ab diesem Zeitpunkt wurden, bis zum Neuanfang 1992, nur noch Mopedtypen gefertigt.
Simson AWO 425
Dieses glattflächige Tourensportrad in zweckmäßiger Ausstattung hatte sich im Alltag sehr bewährt und war außerdem noch für Beiwagen geeignet. Als Zulieferer für Seitenwagen erwies sich die Leipziger Firma Stoye als sehr geeignet. Sie war vor dem Krieg der „große“ Konkurrent von Steib gewesen. Um die AWO mit Seitenwagen zu betreiben, musste die Untersetzung im Hinterradantrieb geändert werden. Wie sich weiter herausstellte, hatten die technischen Unterlagen, die im Juni 1950 erstmals in Berlin-West der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, sehr große Ähnlichkeit mit den Daten der BMW R25. Als schwierig erwies sich auch die rechtzeitig Bereitstellung spezieller Baugruppen, wie Lichtmaschine, Magnetzünder, Ni-Ca-Batterie, Kolben, Kolbenringe usw. Manche Zulieferer betraten völliges „Neuland“ und so blieb es nicht aus, das „Lehrgeld“ gezahlt werden mußte. Die AWO 425 hatte eine Hubraum von 247 ccm und einer Leistung von 12 PS. Der Antrieb erfolgte über einen Kardan, da es im Ost-Sektor nach dem Kriege keine Zulieferfirmen für Motorradketten gab. Sie wurde mit einer Viergang-Fußschaltung mit Hilfshandhebel ausgestattet, welches sich aber als schwach erwies und dementsprechend verändert wurde. Im Laufe der Jahre wurden dann noch etliche Verbesserungen vorgenommen.
Ab Januar 1957 wurde sie dann, besonders auf Drängen von Exportkunden aus der BRD, in „Simson 425“ geändert.
Simson AWO Sport
Im Jahre 1956 wurde parallel zum Tourenmodell ein sportliches Modell entwickelt, die AWO-Sport. Es unterschied sich entscheidend vom Tourenmodell. Sie hatte außer dem Triebwerk und dem Hinterradantrieb keine Ähnlichkeit mit dem Tourenmodell. Der Zylinder und der Zylinderkopf wurden gründlich überarbeitet, was eine Leistungssteigerung von 14 PS bzw. später auf 15,5 PS bedeutete. Das Fahrwerk wurde komplett neu konzipiert. Eine Teleskopgabel in Verbindung mit hydraulisch gedämpften Federbeinen sorgten für einen guten Fahrkomfort. Durch Alu-Vollnaben mit Stahlbremsringen wurden bessere Bremseigenschaften erzielt. Die anfänglich verwendete Doppelsitzbank wurde später durch Einzelsitze abgelöst. Wie ihr Parallelmodell, die Touren-AWO, gab es die Sport-Variante auch als Seitenwagenmaschine. Im Jahre 1957 wurde dann die Bezeichnung in „Simson 425 Sport“ geändert.
Simson AWO Rennmaschine
In der Sportabteilung in Suhl arbeitete man parallel zur Entwicklung der Serienmotorräder an schnellen Rennmaschinen. Das Ergebnis war 1952/53 eine Kleinserie von 15 „Straßenrennmaschinen“. Der „frisierte“ Serienmotor leistete 24PS. Da das Fahrwerk völlig neu konstruiert werden mußte, kamen eine Kurzhebelschwinge mit Federbeinen für das Vorderrad bzw. eine Schwinge mit Federbeinen für das Hinterrad zum Einsatz. Später wurde noch ein 250er- Zweizylinder- Rennmotor mit kettengetriebenen Nockenwellen sowie mit Königswellenantrieb entwickelt, der 1958 zum Einsatz kam. Die kostspielige Fremdheit dieser Einsatzfahrzeuge zwang 1960 zum Abbruch vom Rennmaschinenbau.
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Simon – GS 350 Geländemaschine
Der hier vorgestellte Maschinentyp blickt auf eine nationale bzw. internationale Motocross- und Geländesport Bilanz zurück. Ihrem Verwendungszweck entsprechend wies diese Maschine viele Verbesserungen auf. So bestand der Zylinder aus Aluminium mit eingezogener Spezialgußlaufbüchse, verstärkter Kupplung, Rahmenverstärkungen in kritischen Bereichen, verstärkte Hinterradschwinge, veränderte Federbein- und Teleskopgabelabstimmung sowie vergrößerte Laufräder- bzw. Bereifung. Der auf 350ccm gesteigerte Motor wurde speziell auf Motorleistung und Standfestigkeit systematisch überarbeitet. Dadurch konnte eine Leistung von 24 PS an die Kurbelwelle abgegeben werden.
Simson E 350
Anfang 1960 führte ein Auftrag zur Entwicklung der Simson 350ccm. Zielstellung waren eine Motorleistung von 20 PS. Obwohl in Suhl düstere Wolken aufzogen – man munkelte das die Motorradproduktion eingestellt werden sollte – wurde eifrig an der Entwicklung weitergearbeitet. Da fahrwerkseitig kaum Änderungen notwendig waren, stellte man eine kleine Anzahl von 350ccm Motoren dem Wachregiment in Berlin zur Verfügung. Beachtenswert war die Tatsache, daß die E350 als erstes Motorrad mit Blinkleuchten ausgestattet wurde. Leider kam es nie zur Serienproduktion der Simson E350 und somit war auch das Ende der AWO 425 Produktion gekommen.